68 Meter hoch thront der letzte verbliebene Flutlichtmast des Parkstadions über dem Berger Feld. Seit Samstagabend leuchtet er als Landmarke wieder über Gelsenkirchen. Möglich machte das eine durch die Ultras Gelsenkirchen initiierte Spendenaktion, die sagenhafte 222.959,20 Euro einbrachte. Das reichte, um den maroden und seit mehr als 20 Jahren außer Betrieb gesetzten Mast wieder in Stand zu setzen und zu sanieren. Nun leuchtet er wieder auf dem Vereinsgelände des FC Schalke 04. Künftig sogar klimaneutral mit Strom aus einer eigenen Photovoltaikanlage.
Ursprünglich belief sich die Kalkulation für die Restauration auf 150.000 Euro. Gestiegene Kosten für Rohstoffe, Arbeitsmaterialien sowie Energiepreise ließen die Preise explodieren – und gefährdeten das Projekt kurzzeitig, wie der „UGE“-Vorsitzende Dennis von Heesen am Samstag erklärte.
Welche Bedeutung der Flutlichtmast für die Schalker Fanszene und die königsblaue Seele hat, drückte sich nicht nur in der enormen Spendenbereitschaft aus, die in Massen einen Oldschool-Schal mit der Aufschrift „Parkstadion“ erwarben. Auch durch die enorme Anzahl der Menschen, die am Samstag bei der Einweihung des restaurierten Mastes dabei waren.
Knapp 3000 S04-Fans waren am Samstagnachmittag zunächst zum öffentlichen Abschlusstraining vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln und anschließend zur feierlichen Erleuchtung gekommen. Sie alle waren Teil einer Veranstaltung, wie sie wohl nur der FC Schalke 04 auf die Beine stellen kann.
Auch die Mannschaft war dabei und schaute sich auf dem Rasen das Treiben an. Zusätzliche Motivation vor dem wichtigen Spiel am Sonntag. „Das ist ein Tag, an dem man richtig, richtig stolz sein kann. Für mich ist die Beleuchtung des Flutlichtmastes ein Symbol. Ein Symbol dafür, dass Schalke wieder flott gemacht werden kann, wenn alle geschlossen zusammen stehen“, sagte Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel, der ebenso wie Finanzvorstand Christina Rühl-Hamers an der Zeremonie teilnahmen.
Co-Trainer und Klub-Legende Mike Büskens betonte die große Leistung der Fans: „Wir leben in einer Region, in der wir das Geld nicht kacken können. Also wirklich allergrößten Respekt davor“, sagte Büskens. „Wenn wir nichts mehr haben – und Kohle haben wir wirklich anscheinend nicht mehr viel –, dürfen wir es nicht verlieren, dass wir füreinander da sind.“ Und dann schwärmten die Eurofighter Büskens und Martin Max von den goldenen Zeiten im Parkstadion mit dem Sieg im UEFA-Cup.
Fehlte eigentlich nur noch die Erbsensuppe mit oder ohne Einlage und das passende Regenwetter mit ordentlich Wind. Doch die Sonne schien und so sorgten die Ultras selbst für etwas Nebel und Wolken indem sie vor dem großen Moment eine Pyro-Show lieferten. Es hatte etwas von der Lightning-Zeremonie des berühmtesten Weihnachtsbaumes der Welt am Rockefeller Center in New York. Aber das Symbol Flutlichtmast ist für Gelsenkirchen auch mindestens genauso wichtig wie der Tannenbaum für New York.
Da wurde auch Gerald Asamoah sentimental und schwärmte von seinem ersten Spiel im Parkstadion. „Am Ende bleibt das letzte Spiel gegen Unterhaching, das Tor (in Hamburg für Bayern München, die Red.) und das Verpassen der Meisterschaft“, erinnerte sich der heutige Leiter der Lizenzspielerabteilung. Die Flutlichtmasten des Parkstadions hat er auch aus einem anderen Grund im Gedächtnis. „Ich komme ja aus Hannover und wusste, wenn ich von dort wieder nachhause gefahren bin und das Ding gesehen habe, jetzt komme ich an."